2,6 Millionen – so viele Verkehrsunfälle hat die Polizei allein im Jahr 2018 verzeichnet. Das sind mehr als 1.100 Verletzte, 9 Tote und 7000 Unfälle pro Tag! Die meisten davon (fast 70%) passieren innerorts, aber nur 30% der tödlichen Unfälle sind in Ortschaften. Sehr viel schlimmer sieht es auf den Außerortsstraßen, ausgenommen Autobahnen, aus. Fast zwei Drittel aller tödlichen Unfälle geschehen hier! Der Rest verteilt sich auf die vielen Autobahnen in Deutschland.
Um diese gefährlichen Straßen, manchmal gar als „Todesstraßen“ betitelt, soll es jetzt gehen:
Der hohe Norden macht den Anfang
So zum Beispiel die B5, welche sich auf ihren 555 km Länge, von Polen bis Dänemark erstreckt. Auffällig sind hier die Abschnitte südöstlich von Hamburg, nahe Geesthacht und westlich von Itzehoe. Die Fahrbahn ist dort sehr schmal und die Sicht durch die vielen Bäume und Sträucher stark eingeschränkt. Hinzu kommen einige unfallträchtige Einmündungen. Die hohe Anzahl an langsamen Lastwagen und noch langsameren Traktoren strapazieren die Geduld der vielen Pendler. Dies in Verbindung mit den schwer einschätzbaren Kurven und langen, geraden Abschnitten führt zu waghalsigen Überholmanövern. Allein 2016 gab es auf diesen beiden Abschnitten 4 Tote. Tempolimits und der Ausbau von Teilstrecken auf eine „1+2 Verkehrsführung“ sollen Abhilfe schaffen. Gemeint ist damit, dass abwechselnd 1 Fahrbahn in die eine und 2 Fahrbahnen in die andere Richtung verlaufen.
Ebenfalls in Schleswig Holstein und auch eine Unfallhäufungsstrecke ist die B76. Sie verläuft nahe der Ostsee von Schleswig, durch Kiel, bis nach Lübeck-Travemünde. Allein auf einem nur 2 km langen Abschnitt kamen 2015 vier Menschen ums Leben. Die Strecke ist dort kerzengerade und verleitet zu riskanten Überholversuchen. Als Antwort wurde damals ein Überholverbot und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70km/h eingeführt. Insgesamt gab es auf der B76 im Jahr 2015 ganze 8 Todesfälle. Durch die angesprochenen Maßnahmen konnten die hohe Anzahl zum Glück verringert werden.
Wieder ganz in der Nähe: die B73. Von Cuxhaven bis nach Hamburg verlaufend, ist sie eine vielbefahrene Pendlerstrecke. Täglich kann man 30.000-40.000 Fahrzeuge auf dieser Strecke zählen. Die Straße war vielfach überlastet! Das führte innerhalb von nur 5 Jahren (1995 bis 2000) zu 71 schwersten Verkehrsunfällen und 82 Schwerverletzten. Um dem zu entgegenzuwirken wurde 2001 das „Verkehrssicherheitsprojekt B73“ gegründet. Es wurden Autowracks und ein Holzkreuz für jeden Toten aufgestellt. Die Zahl der Schwerverletzten konnte dadurch auf 55 gesenkt werden. Zur weiteren Entschärfung wurde 2008 mit dem Bau der A26 begonnen. Seit der Fertigstellung 2014 entschärft sie das Unfallaufkommen drastisch. Den Namen „Todesstrecke“ konnte sie damit erfolgreich ablegen.
Weiter südlich
Vom hohen Norden nun nach Mitteldeutschland. Hier verläuft die A4, beginnend an der niederländischen Grenze bis rüber nach Polen. Mittendrin: Thüringen. 25 unfallträchtige Schwerpunkte verzeichnet das Land auf seinen Autobahnen. Die Hälfte davon allein auf der A4 zwischen Weimar und Eisenach. Tempolimits und Sperrlinien gegen das Überholen von der rechten Spur sollen Abhilfe schaffen.
Am Südlichsten
Aus Mitteldeutschland nun in den tiefen Süden, nach München zur B12. Sie erstreckt sich vom Bodensee, über München und Passau bis zur tschechischen Grenze. Besonders gefährlich: ein 120 km langer Streckenabschnitt zwischen München und Passau. Dort kamen innerhalb von 20 Jahren fast 350 Menschen ums Leben. Auch hier gibt es viel LKW Verkehr und landwirtschaftliche Fahrzeuge, die zu riskanten Überholmanövern motivieren. Besonders fatal werden diese durch die engen Straßen, die vielen Bäume und verlockend kerzengerade Abschnitte. „Das Risiko, auf der B 12 im Abschnitt zwischen Forstinning und Ampfing getötet oder zumindest schwer verletzt zu werden, ist um bis zu viermal höher als auf allen bayerischen Autobahnen“, so das Landratsamt Mühldorf. Die Strecke wurde teilweise durch den Ausbau von Teilen zur A94 und neue Tempolimits entschärft. Ein alternativer Lösungsweg für die vielen Pendler nach München, wäre der Ausbau des Bahnnetzes.
Und deutschlandweit?
Insgesamt geschehen die meisten Unfälle, ob Personen- oder Sachschaden jedoch innerorts. Durch die deutlich geringeren Geschwindigkeiten sind diese aber, im Vergleich zu Bundesstraßen und Autobahnen, weitaus seltener tödlich.
Im Jahresrückblick waren es 1997 noch ca. 8.500 Tote im Straßenverkehr. 20 Jahre später konnte die Zahl auf 3.200 gedrückt werden. Dabei sank auch die Anzahl an Verletzten bundesweit von 500.000 auf 390.000. Zu erklären ist das bspw. durch sicherere Autos und schlaue Elektronik. Mit Notbrems-, Notruf- und Spurhalteassistent können Schäden verringert und Unfälle sogar vermieden werden! Auch das inzwischen deutlich bessere Licht kann einen Beitrag zur Unfallvermeidung leisten.
Wann kracht es am häufigsten?
Der Monat, in dem mit Abstand am meisten Unfälle passieren, ist übrigens der Juli! Also genau dann, wenn es so richtig heiß wird und viele in den Sommerurlaub fahren. Ebenso gibt es in diesen warmen Zeiten viele Radfahrer und Fußgänger die es zu beachten gilt. Der „sicherste“ Monat ist dagegen der bald kommende Februar. Hier gibt es die wenigsten Toten und Verletzte. Im Winter geschehen dafür, den Witterungsbedingungen geschuldet, die meisten Sachschäden.
Der Unfall ist passiert und Sie wissen nicht was zu tun ist? Lesen Sie unseren Artikel „Aufgaben nach einem Unfall“.
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